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Agrardiesel - was sich 2026 ändert

Katharina Rösner
Agrardiesel Zoll Titelbild
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Landwirtschaftliche Betriebe verbrauchen für den Hof und die Feldwirtschaft viel Diesel. Wie viel genau ist unterschiedlich je nach Art und Größe der Landwirtschaft. Auch wenn die Landwirtschaft in der EU einen Wirtschaftsraum bildet, sind die Dieselpreise von Staat zu Staat sehr unterschiedlich. Manche Länder besteuern Agrardiesel anders als Diesel beziehungsweise bieten Steuerrückerstattungen an, andere wiederum zahlen zum Beispiel den CO2-Preis zurück, andere nichts von beidem. Wir erklären dir den Hintergrund von Agrardiesel und welche Änderungen es ab 2026 geben wird.

In Kürze vorab:

  • Die Bezeichnung Agrardiesel rührt von der Steuervergünstigung für den Dieselverbrauch in landwirtschaftlichen Betrieben, die es für Diesel im Handel nicht gibt
  • Nach der stufenweisen Abschaffung der Agrardieselrückvergütung durch die letzte Regierung beträgt diese 2025 6,4 Cent pro Liter Diesel
  • Ab 2026 sollte sie ganz entfallen
  • Am 10. September 2025 wurde beschlossen, die Steuererstattung für Agrardiesel ab dem 1. Januar 2026 wieder vollumfänglich einzuführen (21,47 Cent/Liter)

Welche Rolle spielt Agrardiesel in der Landwirtschaft?

Der Dieselverbrauch ist in der Landwirtschaft sehr hoch. Durchschnittlich werden 120 Liter pro Hektar pro Jahr für die Feldwirtschaft benötigt. Für Arbeiten auf dem Hof selbst kann noch mehr Verbrauch dazukommen. Dadurch erreicht man an die 10 000 Liter Diesel pro Jahr - wenn nicht sogar mehr. Die Agrardieselrückerstattung soll Betriebe entlasten und beläuft sich auf 5370 Euro, wenn man von einem jährlichen Verbrauch von 25 000 Litern ausgeht. Nachdem die Entlastung um 60 Prozent gesenkt wurde und ab 2026 komplett gestrichen werden sollte, ist die volle Erstattung ab 2026 wieder möglich, wie es am 10. September 2025 im Kabinett beschlossen wurde.

Was unterscheidet Agrardiesel von Diesel?

Der Dieselpreis (EU-Bezeichnung: Gasöl) enthält eine feste Energiesteuer, auch als Mineralölsteuer bekannt. Für 1000 Liter Diesel beläuft sie sich in Deutschland auf 470,40 Euro. Die Rechtsgrundlage bilden dafür die Steuersätze für Energieerzeugnisse des Zolls §2 Abs. 1 EnergieStG mit Gasöl als Steuergegenstand 4.b), das mit einem Schwefelgehalt von maximal 10 mg/kg als schwefelfrei gilt. In anderen Ländern kann die Energiesteuer anders ausfallen.

In der EU ist es den Staaten nämlich möglich, für die Landwirtschaft davon abweichende Preise festzulegen. Zum Beispiel setzen manche Länder die Steuer auf null. Im Handel wird der reguläre Satz von 470 Euro pro 1000 Liter Diesel erhoben, der Satz für Agrardiesel ist geringer, nämlich 342 Euro; diese Differenz können sich Landwirt:innen auf Antrag rückerstatten lassen. Das heißt, sie zahlen im Handel erst den normalen Dieselpreis und können sich dann die Entlastung im folgenden Jahr zurückholen.

Wie setzt sich der Dieselpreis zusammen?

Was lernen wir daraus? Über die Hälfte des Dieselpreises, also etwa 92 Cent, besteht aus Steuerabgaben. Durch die unterschiedliche Bepreisung und Besteuerung sind die Wettbewerbsbedingungen sehr unterschiedlich. Pauschalierende Betriebe machen quasi Gebrauch von der Kleinunternehmerregelung, sodass sie keine Umsatzsteuer abführen, aber auch keine Vorsteuer absetzen können. Pauschalierung heißt das, weil sie unabhängig von der Betriebsgröße möglich ist.

Der Durchschnittspreis von Agrardiesel beträgt in der EU 1040 Euro pro Liter pro Jahr, über dem Deutschland deutlich drüber liegt. Da es Länder gibt, die im gleichen Wirtschaftsraum deutlich darunter liegen, sind die Kostenstrukturen für landwirtschaftliche Betriebe im Wettbewerb sehr unterschiedlich. In Österreich wird beispielsweise nicht die Gasöl-Steuer erstattet, sondern der CO2-Preis.

Wie hoch ist die Agrardieselrückvergütung?

  • Der volle Steuersatz beläuft sich aktuell auf etwa 47 Cent/Liter.
  • Bis Februar 2024 betrug die Entlastung 21,48 Cent
  • Bis Dezember 2024 wurde sie auf circa 12 Cent pro Liter reduziert
  • 2025 betrug sie nur noch 6,44 Cent
  • Am 10. September 2025 hat das Bundeskabinett beschlossen, die Agrardieselförderungen, die ursprünglich 2026 ganz entfallen sollten, wieder vollumfänglich von 21,48 Cent einzuführen.

Wie wird der Antrag auf Agrardieselrückvergütung gestellt?

In Deutschland ist dafür der Zoll zuständig. Der Antrag konnte bisher auch in Papierform gestellt werden. Seit 2024 wurden die beiden Formulare in den Online-Antrag integriert. Die Antragstellung erfolgt somit ausschließlich digital beim Zoll. Dazu registriert man sich im Zoll-Portal, wo man sich mit dem ELSTER-Zertifikat anmeldet. Weil es sich ja um eine Steuererstattung handelt. Das macht also auch eine Registrierung im ELSTER-Portal erforderlich.

Welche Rolle spielt die Steuerentlastung?

  • Finanzielle Förderung von Landwirt:innen, die hohe Ausgaben für Diesel haben
  • Wettbewerbsverzerrung: Manche Länder unterscheiden bei der Energiesteuer nicht zwischen Diesel und Agrardiesel, sodass Landwirt:innen keine spezielle steuerliche Entlastung bekommen, da der Preis gleichbleibt. Die EU lässt den einzelnen Mitgliedstaaten also erheblichen Gestaltungsspielraum, was die Bepreisung und Besteuerung von Agrardiesel betrifft. Das führt zu einer Uneinheitlichkeit, die kritisiert wird. In anderen Staaten sind die Steuern auf den Dieselpreis niedriger, sodass landwirtschaftliche Betriebe deutlich günstiger produzieren können. Ohne die Rückerstattung der Steuer entsteht dadurch eine Wettbewerbsverzerrung. Denn das einzige Land in der EU mit noch höheren Dieselpreisen als Deutschland sind die Niederlande.
  • Klimaschädliche Subventionen: Es wird kritisiert, dass es sich dabei um klimaschädliche Subventionen handelt, die das klimaschädliche Wirtschaften von Betrieben der Landwirtschaft fördern und honorieren.
  • Stattdessen sei es sinnvoller, Subventionen an Auflagen zu knüpfen, die dem Umweltschutz dienen beziehungsweise zugutekommen. Also zum Beispiel wenn Landwirt:innen elektobetriebene Maschinen anschaffen.
  • Landwirt:innen, die Unkraut nicht mit Pflanzenschutzmittel bekämpfen, sondern mechanisch entfernen, verbrauchen mehr Diesel. Dieser verringerte Einsatz chemischer Mittel trägt auch zum Umweltschutz und zur Biodiversität bei. Indirekt ist die Steuerentlastung somit auch umweltschonend.
  • Die Entlastung kostet den Staat rund 430 Mio. Euro, die aber wohl erst ab 2027 spürbar sein wird.
  • Die Agrardieselrückvergütung soll die Planungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe sicherstellen: Die Entlastung von 21,48 Cent/Liter sorgt für weniger Ausgaben zwischen 2000 und 5000 Euro pro Jahr - abhängig von Art, Größe und Bewirtschaftungsform

Fazit

Die Unterscheidung zwischen Diesel und Agrardiesel besteht in der Verbrauchsart und den Steuerabgaben. Die Entlastungen sollen landwirtschaftlichen Betrieben Wettbewerbsfähigkeit und Planungssicherheit geben. Nachdem die Agrardieselrückvergütung bis 2025 reduziert wurde, wird die Förderung ab 1. Januar 2026 wieder vollumfänglich mit 21,48 Cent pro Liter fortgesetzt. Umstritten ist dies auch, weil es sich um eine klimaschädliche Förderung handelt. Landwirt:innen mit regionaler Direktvermarktung kommt sie allerdings natürlich auch zugute.

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